Der Mentalist

Der Mentalist ist ein gewitztes Kerlchen, der es sich zum Ziel gesetzt hat, das Leben seiner Mitmenschen zu bereichern.

Schon als kleiner Junge war der Mentalist sehr aufgeweckt und wissbegierig. Allerdings führte ein Ereignis in seiner frühen Kindheit dazu, dass er für viele Monate ans Bett gefesselt war und nicht aufstehen konnte. Doch diese – für einen kleinen Jungen furchtbare – Tatsache sollte schließlich auch ihren Sinn gehabt haben. Denn um die Langeweile zu besiegen, die sich ihm darstellte, las er unglaublich viel. Und was noch wichtiger war: die wenigen Interaktionen mit anderen Menschen, die ihm eine kleine Abwechslung von seiner Situation brachten, wollte er so werthaltig wie möglich gestalten. Und schon bald erkannte er, dass er fast vorhersagen konnte, wie sich seine Besucher verhalten und was sie als nächstes tun oder sagen würden.

Als er schließlich wieder fit war vertiefte er diese Erkenntnisse und begann sein Talent zu entwickeln. Zunächst schien es dann, als sei er auf den falschen Weg geraten. Nach der Schule fand man ihn oft mit zwielichtigen Gestalten in Nebengassen, wo er sich mit kleineren und größeren Gaunereien an seinen Fähigkeiten bereicherte.

Doch eine glückliche Fügung führte ihn mit seinem geheimnisvollen Mentor zusammen (bis heute hat niemand aus dem Mentalisten etwas über diesen Mentor herausbekommen), der ihn nicht nur aus der schlechten Gesellschaft holte, sondern auch dafür sorgte, dass der Mentalist sein Talent verfeinerte und sich schließlich sogar an der Universität einschrieb.

Das Psychologie- und daran anschließende Soziologiestudium finanzierte sich der Mentalist mit Auftritten auf mittelgroßen Bühnen. In einer kleinen magischen Show faszinierte er die Zuschauer als Gedankenleser und Hypnotiseur.

Vor ein paar Jahren hatte der Mentalist eine kleine Beratungsfirma gegründet. Seine Idee bestand darin, seine Kenntnisse und Erfahrungen auch anderen zugänglich zu machen, damit jeder davon profitieren konnte.

Und so vermittelten der Mentalist und seine Kollegen schon bald in verschiedenen Kreisen Grundkenntnisse in Psychologie, Coaching, Einflussnahme, Körpersprache und Mimik. So bekam jeder die Gelegenheit, ein kleiner Mentalist zu werden.

Und wie es der Zufall so wollte, klingelte eines Tages das Telefon und der Mentalist und seine Kollegen wurden engagiert von einem Unternehmen, in dem ein gewisser Agilist täglich ein und aus ging…